Richard Krauss
22. Aug. 2024
Polizei in Alarmbereitschaft – Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Agententätigkeit.
BRUNSBÜTTEL: In den letzten Tagen wurden über dem größten Industriepark Schleswig-Holsteins in Brunsbüttel mehrfach unbemannte Flugobjekte, vermutlich russische Drohnen, gesichtet. Diese Drohnen flogen über das stillgelegte Kernkraftwerk und das LNG-Terminal, beides Anlagen von kritischer Infrastruktur. Medienberichten zufolge könnte es eine Verbindung zu russischen Geheimdiensten geben, und die Drohnen könnten in einem Zusammenhang mit möglichen Sabotageakten stehen.
Die Drohnenflüge, die über der Nordsee gestartet sein sollen, begannen am 8. August 2024. Besonders auffällig war ein Flug in der Nacht auf den 22. August, bei dem eine Drohne mit mehr als 100 km/h über das Gelände flog. In einem internen Polizeibericht wird erwähnt, dass durch den Überflug über das Kernkraftwerk mehrfach die dortige Flugverbotszone missachtet wurde. Es wurde ein feindliches Objekt erfasst, das vermutlich eine russische Militärdrohne des Typs "Orlan-10" war. Diese Drohnen haben eine Reichweite von 500 bis 600 Kilometern und können Geschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde erreichen.
Es wird angenommen, dass diese Drohnen von zivilen Schiffen aus der Nordsee gestartet wurden. Die "Orlan-10" Drohnen werden häufig für Aufklärungszwecke eingesetzt und könnten hier möglicherweise zur Spionage oder für Sabotageakte verwendet worden sein.
Die Polizei in Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurde daraufhin in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die Staatsanwaltschaft Flensburg hat Ermittlungen wegen Agententätigkeit zu Sabotagezwecken aufgenommen. Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt bestätigte, dass die Ermittlungen in direktem Zusammenhang mit den wiederholten Drohnenflügen über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein stehen. Diese Vorfälle werden von den Behörden sehr ernst genommen, da sie ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Region darstellen könnten.
Die genauen Hintergründe und die möglichen Ziele dieser Drohnenflüge werden nun intensiv untersucht, um die Verantwortlichen aufzuspüren und mögliche Gefahren für die kritische Infrastruktur abzuwehren. Die wiederholte Missachtung der Flugverbotszonen und die hochentwickelte Technologie der Drohnen deuten auf eine gezielte und gut koordinierte Aktion hin, die möglicherweise von russischen Agenten ausgeführt wird.
Der Orlan-10 ist eine russische Aufklärungsdrohne, die vom Zentrum für spezielle Technologien in Sankt Petersburg entwickelt und hergestellt wird. Sie wird hauptsächlich von den russischen Streitkräften für Aufklärungs-, Überwachungs- und elektronische Kriegsführungsmissionen eingesetzt.
Technische Daten:
Reichweite: Ungefähr 120 km.
Flugdauer: Bis zu 16 Stunden.
Flughöhe: Bis zu 5.000 Meter.
Maximale Geschwindigkeit: Ungefähr 150 km/h.
Spannweite: 3,1 Meter.
Länge: 2 Meter.
Startgewicht: 14 bis 18 kg, je nach Konfiguration.
Fähigkeiten:
Der Orlan-10 ist mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, darunter elektrooptische Kameras, Infrarotsensoren und Systeme zur elektronischen Kriegsführung. Er kann verschiedene Nutzlasten tragen, was ihn sehr vielseitig macht. Er kann auch Ziele für die Artillerie markieren, indem er in Echtzeit GPS-Koordinaten übermittelt.
Einsatzgebiete:
Der Orlan-10 wurde in verschiedenen Konflikten, insbesondere in Syrien und in der Ukraine, weitreichend eingesetzt. Er wird besonders für seine Robustheit, seine Fähigkeit, in schwierigen Umgebungen zu operieren, und seine Effektivität bei der taktischen Echtzeitaufklärung geschätzt.
Rolle in der elektronischen Kriegsführung:
Zusätzlich zur visuellen Aufklärung kann der Orlan-10 feindliche Kommunikation stören und elektronische Signale abfangen. Dadurch ist er nicht nur für Überwachungsaufgaben nützlich, sondern auch für Operationen der elektronischen Kriegsführung.
Einsatz:
Diese Drohne wird mit einer Katapultvorrichtung gestartet und landet mit einem Fallschirm, was den Einsatz in schwer zugänglichen oder unwegsamen Gebieten ermöglicht.
Quelle: NDR, Polizei und Sicherheitsbehörden, ntv, eig. Recherche