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Vatikan : Papst als „Diener des Satans“
bezeichnet - Konsequenzen für
Erzbischof

Richard Krauss

9. Juli 2024

Erzkonservativer Erzbischof Carlo Maria Viganò exkommuniziert

Der italienische Erzbischof Carlo Maria Viganò, ehemaliger Nuntius in den USA, wurde von der vatikanischen Glaubenskongregation wegen Schismas (Kirchenspaltung) exkommuniziert. Die Entscheidung wurde am 5. Juli 2024 bekannt gegeben, nachdem Viganò sich weigerte, die Autorität von Papst Franziskus und die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen.


Diese Exkommunikation, die als „latae sententiae“ automatisch in Kraft tritt, ist die schwerste kirchliche Strafe und bedeutet den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft und den Entzug des Rechts, Sakramente zu empfangen oder zu spenden.


Viganò, bekannt für seine ultrakonservativen Ansichten, hatte bereits 2018 in einem offenen Brief den Papst beschuldigt, Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick vertuscht zu haben. Diese Vorwürfe wurden später vom Vatikan widerlegt, doch Viganò blieb ein scharfer Kritiker von Papst Franziskus. Er bezeichnete den Papst als „Diener des Satans“ und lehnte dessen Reformen und Öffnungen gegenüber Homosexuellen, Migranten und dem Klimaschutz ab.


Die Glaubenskongregation erklärte, dass Viganòs öffentliche Äußerungen und sein Widerstand gegen die kirchliche Autorität klaren Schisma darstellen. Viganò reagierte darauf, indem er die Anklage als Ehre bezeichnete und betonte, dass die „synodale Kirche“ von Papst Franziskus das Ergebnis eines „ideologischen, theologischen, moralischen und liturgischen Krebsgeschwürs“ sei, das mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begonnen habe.


Viganò hatte sich geweigert, an dem Verfahren teilzunehmen oder sich zu verteidigen, und erklärte, dass er die Autorität der Glaubenskongregation und des Papstes nicht anerkenne. Sein Verhalten und seine fortgesetzte Kritik an der Kirchenführung führten schließlich zu seiner Exkommunikation, eine Maßnahme, die in der modernen Kirchengeschichte selten angewendet wird, aber die Einheit und Autorität der Kirche schützen soll.


Quellen: ANSA, RAI, Radio Vatican, Vatican News, Catholic News Agency, Bishop Accountability, Religion News Service, OSV News.



Hintergrund:


Erzbischof Carlo Maria Viganò, geboren 1941 in Varese, Italien, ist ein prominenter Kritiker von Papst Franziskus und ein ehemaliger päpstlicher Nuntius in den USA.

Viganò machte 2018 weltweit Schlagzeilen, als er behauptete, hochrangige Kirchenbeamte, einschließlich Papst Franziskus, hätten Missbrauchsfälle vertuscht. Besonders bezog sich Viganò auf den Fall des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick und forderte den Rücktritt des Papstes.


Viganò war bekannt für seine konservativen Ansichten und seine scharfe Kritik an den Reformen der Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Er sieht diese Reformen als Abkehr von traditionellen Werten und beschuldigt die Kirchenführung, sich den Prinzipien der Freimaurerei angenähert zu haben.


Obwohl Viganò an mehreren Veranstaltungen und Messen von Opus Dei teilgenommen hat, gibt es keine Beweise für eine offizielle Mitgliedschaft. Er war bei wichtigen Feierlichkeiten der Organisation der Hauptzelebrant, was zu Spekulationen über eine enge Beziehung führte, doch eine formelle Zugehörigkeit wurde nicht bestätigt.


Seine engen Kontakte zu konservativen Journalisten wie Aldo Maria Valli und Marco Tosatti haben seine Positionen weiter verbreitet. Beide Journalisten unterstützten und publizierten Viganòs Enthüllungen, was maßgeblich dazu beitrug, dass seine Kritik an der Kirchenführung eine breite Öffentlichkeit erreichte.

Die Exkommunikation von Viganò und seine fortgesetzte Kritik haben tiefe Spaltungen innerhalb der katholischen Kirche offenbart. Seine scharfen Worte gegen Papst Franziskus und seine Weigerung, dessen Autorität anzuerkennen, haben intensive Debatten über die Zukunft und Ausrichtung der katholischen Kirche ausgelöst.


2. Vatikanisches Konzil:

Das Zweite Vatikanische Konzil, abgehalten von 1962 bis 1965, war ein epochales Ereignis in der Geschichte der katholischen Kirche, das zahlreiche tiefgreifende Reformen einleitete. Eine der bemerkenswertesten Änderungen war die Liturgiereform, die die Verwendung der Landessprachen anstelle des Lateinischen in der Messe erlaubte.


Diese Maßnahme wurde weltweit umgesetzt und förderte die aktive Teilnahme der Gläubigen am Gottesdienst. In Deutschland wird seitdem die Messe in deutscher Sprache gefeiert, was das Verständnis und die Einbindung der Gemeinde stärkte.


Ein weiteres zentrales Thema des Konzils war die Förderung des ökumenischen Dialogs. Das Dekret "Unitatis Redintegratio" markierte einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Beziehungen zu anderen christlichen Konfessionen. Ein prägendes Beispiel ist die Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche durch Papst Paul VI. und den Ökumenischen Patriarchen Athenagoras.


Die Erklärung "Nostra Aetate" revolutionierte das Verhältnis der Kirche zu nichtchristlichen Religionen, insbesondere zum Judentum. Sie verurteilte den Antijudaismus und betonte die Bedeutung des interreligiösen Dialogs. Papst Johannes Paul II. führte diese Linie fort und lud 1986 Vertreter verschiedener Religionen zu einem Friedensgebet in Assisi ein.


Trotz dieser Fortschritte gab es auch erhebliche Kritik. Die Liturgiereform stieß bei Traditionalisten wie der Piusbruderschaft auf Widerstand, die den Verlust des Lateinischen und die Veränderungen in der Messe bedauerten. Innerkirchliche Spannungen entstanden durch die verstärkte Einbeziehung der Laien in die Kirchenleitung, was in einigen Gemeinden auf Widerstand stieß. Auch der ökumenische Fortschritt war begrenzt, da theologische Differenzen weiterhin bestehen blieben und konservative Kreise den Dialog skeptisch betrachteten.


In Bezug auf soziale Gerechtigkeit und Friedensarbeit engagierten sich kirchliche Organisationen wie Caritas Internationalis in zahlreichen humanitären Projekten weltweit. Dennoch wurde die Kirche oft kritisiert, nicht weit genug zu gehen, um soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheiten innerhalb der Kirche selbst zu bekämpfen. So wird die gleichwertige Mitwirkung von Frauen im Verkündigungsdienst nach wie vor verhindert.


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