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  • AutorenbildRichard Krauss

"Gewiss, dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen." - Die soziale Schieflage: Neoliberale Wirtschaftspolitik und ihre Folgen für die Bevölkerung in Deutschland

Aktualisiert: 13. Juli

aktualisiert 13.07.2024 - 09:23


Die deutsche Wirtschaft steht an einem Wendepunkt. Der vorliegende Beitrag beleuchtet die ökonomischen und sozialen Herausforderungen, mit besonderem Augenmerk auf die Einkommensverteilung, Armutsverwerfungen und den Arbeitsmarkt. Im Fokus stehen zukunftsorientierte innovative Geschäftsmodelle, die Nachhaltigkeit und  Corporate Responsibility in den Mittelpunkt rücken.


Er untersucht die Herausforderungen bei der Implementierung solcher Strategien und warnt vor den Risiken für Unternehmen, die sich einer progressiven Unternehmensführung verschließen. Dabei erfolgt eine kritische Auseinandersetzung neoliberaler Marktmechanismen im Kontext von gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und der gesellschaftlichen Destabilisierung demokratischer Strukturen.

Abschließend wird die wirtschaftspolitische Positionierung der Parteien unter die Lupe genommen und deren potenzielle Auswirkungen auf Deutschlands politische Zukunft diskutiert.


Ausgangssituation:


Im Jahr 2023 belief sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands auf etwa 4,12 Billionen Euro, was eine leichte Abnahme um 0,3% gegenüber dem Vorjahr darstellt, hauptsächlich aufgrund schwacher inländischer Nachfrage und globaler Unsicherheiten.


Die Zahl der Erwerbstätigen lag bei rund 45,9 Millionen, und der durchschnittliche Bruttostundenlohn betrug 24,77 Euro. Männer verdienten durchschnittlich 25,30 Euro pro Stunde und Frauen 20,48 Euro.


Von den Erwerbstätigen arbeiteten 13,5 Millionen oder 28,7% in Teilzeit, und 14,8% der Gesamterwerbstätigen, etwa 6,8 Millionen Menschen, bezogen den gesetzlichen Mindestlohn von aktuell 12,41 EUR (07/24) .


Die gesellschaftlichen Auswirkungen der neoliberalen Wirtschaftspolitik in Deutschland zeigen sich deutlich in der wachsenden Vermögenskonzentration und zunehmenden Einkommensungleichheit, illustriert durch den Gini-Koeffizienten.


Der Gini-Koeffizient, ein Maß für die Einkommensverteilung innerhalb einer Gesellschaft, hat sich in Deutschland im Laufe der neoliberalen Reformen signifikant verschlechtert. "Der Gini-Index oder Gini-Koeffizient ist ein statistisches Maß, das zur Darstellung von Ungleichverteilungen verwendet wird. Er kann einen beliebigen Wert zwischen 0 und 100 Punkten annehmen. Der Gini-Index zeigt die Abweichung der Verteilung des verfügbaren Einkommens auf Personen oder Haushalte innerhalb eines Landes von einer vollkommen gleichen Verteilung. Ein Wert von 0 bedeutet absolute Gleichheit, ein Wert von 100 absolute Ungleichheit." (Statista.com) Daten


Diese politischen Maßnahmen haben zur Konzentration des Reichtums bei einer kleinen Personengruppe geführt, während die breitere Bevölkerung zunehmend von prekären Arbeitsverhältnissen und einem erhöhten Armutsrisiko betroffen ist.


Die Abhängigkeit von Transferleistungen wie Bürgergeld ist ein deutliches Zeichen für die unzureichende Fähigkeit vieler Menschen, durch ihre Erwerbstätigkeit ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen.


Etwa 20% der erwerbstätigen Leistungsberechtigten, rund 800.000 Personen, benötigen trotz Beschäftigung zusätzliche staatliche Unterstützung.


Staatliche Subventionen und steuerliche Vergünstigungen, die hauptsächlich zur Unterstützung umwelt- und klimapolitischer Ziele eingesetzt werden, zeigen zwar die Bemühungen um nachhaltige Entwicklung, offenbaren jedoch gleichzeitig die Unzulänglichkeiten einer neoliberalen Politik, die ökologische und soziale Kosten oft nicht in das Wirtschaftssystem integriert.


Diese Trends verdeutlichen die tiefgreifenden sozialen Spaltungen und Ungleichheiten, die durch neoliberale Maßnahmen gefördert oder verschärft wurden. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes hat zwar die formale Arbeitslosigkeit gesenkt, jedoch eine Zunahme prekärer Beschäftigungen und einen wachsenden Niedriglohnsektor gefördert, was den sozialen Zusammenhalt weiter untergräbt.


Die negativen gesellschaftlichen Auswirkungen der neoliberalen Wirtschaftspolitik, insbesondere die zunehmende Einkommensungleichheit und die wachsende Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen, machen eine gründliche Überarbeitung der globalen Geschäftsstrategien von Unternehmen notwendig. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle so zu adaptieren, dass sie nicht nur wirtschaftlichen Erfolg erzielen, sondern auch einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Dies erfordert die Abkehr von reinen Profitmaximierungsstrategien hin zu nachhaltigen und ethisch verantwortlichen Praktiken.

 

Gibt es Alternativen zum globalen neoliberalien Wirtschaftsmodell für global agierende Unternehmen?


Eine Möglichkeit, ist die Implementierung einer nachhaltigen Unternehmensführung. 

Unternehmen wie z.B. Unilever haben bereits erhebliche Kosteneinsparungen realisiert und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck durch die Reduzierung von CO2-Emissionen, die Förderung von Recyclingverfahren und den Einsatz erneuerbarer Energien minimiert. Diese Maßnahmen zeigen, dass Umweltverträglichkeit und soziale Gerechtigkeit integraler Bestandteil der Kernstrategien eines Unternehmens sein können.


Zudem spielt Corporate Social Responsibility (CSR) eine entscheidende Rolle.

Eine starke CSR-Strategie, die über die bloße Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinausgeht und aktiv in die Gemeinschaften investiert, in denen ein Unternehmen tätig ist, kann das Image eines Unternehmens verbessern und langfristige Vorteile sichern. Investitionen in Bildung, lokale Infrastruktur und Gesundheitswesen tragen nicht nur zur Stabilisierung von Märkten bei, sondern fördern auch ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.

Eine weitere wichtige Säule ist die Gewährleistung fairer Arbeitsbedingungen. Indem Unternehmen faire Löhne zahlen, Überstunden anerkennen und flexible Arbeitsmodelle einführen, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, können sie die Lebensqualität ihrer Mitarbeiter verbessern und gleichzeitig deren Produktivität steigern.


Die Transparenz in den Lieferketten ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Initiativen von Unternehmen wie Nike und H&M zur Transparenz ihrer Lieferketten als einen ersten Schritt, haben nicht nur Risiken minimiert, sondern auch das Vertrauen der Konsumenten in diese Marken gestärkt. Solche Maßnahmen gewährleisten, dass Produkte unter ethischen Bedingungen hergestellt werden.


Ein umfassendes Stakeholder-Engagement, das über die Interessen der Aktionäre hinausgeht und Mitarbeiter, Kunden, Gemeinden und die Umwelt einbezieht, ist ebenfalls essentiell. Dies führt zu einer gründlicheren Bewertung der Auswirkungen unternehmerischer Entscheidungen und fördert eine inklusivere und verantwortungsvollere Wirtschaftsweise.


Schließlich können innovative Produktlösungen, die soziale oder ökologische Probleme benennen, neue Märkte erschließen und langfristige Wettbewerbsvorteile schaffen. Tesla, das durch die Konzentration auf Elektromobilität nicht nur einen neuen Markt erschlossen hat, sondern auch die Industriestandards für nachhaltige Mobilität setzt, ist ein prominentes Beispiel dafür.

Die Adoption dieser alternativen Strategien ermöglicht es Unternehmen, in einem von Verbrauchern und Regulierungsbehörden zunehmend geforderten nachhaltigen Marktumfeld erfolgreich zu sein. Diese Ansätze bieten nicht nur eine tragfähige Alternative zur traditionellen neoliberalen Wirtschaftspolitik, sondern eröffnen auch die Möglichkeit, wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlichen Fortschritt zu verbinden.


Trotz der offensichtlichen langfristigen Vorteile nachhaltiger und ethisch vertretbarer Geschäftsstrategien zögern viele Unternehmen, diese umzusetzen. 


Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine vorherrschende kurzfristige Gewinnorientierung, die insbesondere in börsennotierten Unternehmen durch den Druck, regelmäßig Quartalsberichte vorzulegen, verstärkt wird, begünstigt diese Zurückhaltung.

Oft mangelt es an einem tiefgehenden Verständnis für die Vorteile solcher Strategien, was teilweise auf Ausbildungslücken in den Führungsetagen zurückzuführen ist. Die Kosten und die Unsicherheit bei der Implementierung nachhaltiger Maßnahmen stellen weitere Hürden dar, ebenso wie das Fehlen von strikten regulatorischen Anreizen, die solche Praktiken fördern könnten.


Hinzu kommt die Risikoaversion und der Widerstand gegen Wandel in vielen Unternehmenskulturen, die Veränderungen in etablierten Prozessen und Strukturen oft skeptisch gegenüberstehen. In stark umkämpften Märkten kann der intensive Wettbewerbsdruck Unternehmen zusätzlich davon abhalten, in nachhaltige Technologien zu investieren, besonders wenn die direkten Konkurrenten solche Investitionen nicht tätigen.

Um diese Herausforderungen zu überwinden, ist eine kombinierte Anstrengung von internen und externen Stakeholdern.


Stakeholder können interne oder externe Parteien sein und umfassen typischerweise Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Investoren, Gemeinden und Regulierungsbehörden. Ihre Interessen und Bedürfnisse werden oft bei der Planung von Geschäftsstrategien berücksichtigt, da sie den Erfolg oder Misserfolg einer Organisation maßgeblich beeinflussen können.


Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden spielen eine entscheidende Rolle dabei, Unternehmen zur Adoption nachhaltiger Praktiken zu motivieren.

Weiterbildung und fortlaufende Schulungen für Führungskräfte über die ökonomischen, sozialen und ökologischen Vorteile nachhaltiger Geschäftspraktiken sind unerlässlich, um das Bewusstsein und die Akzeptanz zu fördern.


Zudem können verbesserte Transparenz und Berichterstattung über die positiven Auswirkungen dieser Praktiken dazu beitragen, den Wert und die Notwendigkeit des Wandels in den Führungsetagen zu verdeutlichen.


Unternehmen, die sich nicht an ökologisch und ethisch ausgerichtete Wirtschaftsmodelle anpassen, setzen sich signifikanten Risiken aus, die sowohl das Organisationsverschulden als auch die Kapitalvernichtung des Aktienwertes umfassen.


Organisationsverschulden entsteht, wenn Managementteams durch Unterlassung oder Fahrlässigkeit keine angemessenen Risikomanagementstrategien implementieren, was zu rechtlichen und finanziellen Konsequenzen führen kann.


Dieses Versäumnis, adäquate Maßnahmen zur Minderung von Umwelt- und Sozialrisiken zu ergreifen, kann die Glaubwürdigkeit und das Investorenvertrauen untergraben, was wiederum den Aktienwert erheblich beeinträchtigt.


Investoren und Marktregulatoren bewerten Unternehmen zunehmend basierend auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG), und die Nichtbeachtung dieser Aspekte kann zu einem schnellen Rückgang der Aktienkurse und einer langfristigen Kapitalvernichtung führen.


Angesichts verschärfter globaler Vorschriften und einer steigenden Erwartungshaltung der Stakeholder hinsichtlich Nachhaltigkeit erweist sich die Integration ethischer und ökologischer Prinzipien in die Unternehmensführung nicht nur als moralische Verpflichtung, sondern auch als unerlässliche Strategie zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und langfristigen Wertsteigerung.

 

Die unbeirrte Fortsetzung neoliberaler Wirtschaftspolitik, trotz offensichtlicher sozialer und ökologischer Schäden, kann als egoistisch und sozial unethisch betrachtet werden.


Diese Politiken priorisieren häufig kurzfristige finanzielle Gewinne und die Interessen einer kleinen Gruppe von Wirtschaftsakteuren über das langfristige Wohl der Gesellschaft und die Umwelt.


Besonders problematisch ist die Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen und ökonomischen Daten, die auf die negativen Auswirkungen solcher Praktiken hinweisen.

Dies untergräbt die Prinzipien einer informierten und verantwortungsbewussten Entscheidungsfindung. Zudem kennzeichnet die Priorisierung partikularer Interessen zu Lasten des allgemeinen Wohls eine klare ethische Fehlhaltung, die den sozialen Zusammenhalt und das Vertrauen in demokratische Institutionen gefährden kann.


In einer zunehmend vernetzten und umweltbewussten globalen Wirtschaft wird das Festhalten an solch überholten Modellen nicht nur als rückständig, sondern auch als klarer Verstoß gegen die Prinzipien der Nachhaltigkeit und sozialen Gerechtigkeit angesehen. 

Dies macht eine kritische Überprüfung und Anpassung der Wirtschaftspolitik an moderne Realitäten unumgänglich, um sowohl ethische Verantwortung als auch langfristige ökonomische Stabilität zu gewährleisten.


Die beharrliche Fortführung einer streng neoliberalen Wirtschaftspolitik durch politische Parteien, trotz offensichtlicher negativer sozialer und ökologischer Auswirkungen, wirft ernste Fragen hinsichtlich ihrer Kompetenz und Zukunftsfähigkeit auf.


Diese Weigerung, Politiken zu überdenken und an die sich wandelnden globalen und gesellschaftlichen Bedingungen anzupassen, deutet auf einen Mangel an Voraussicht und Anpassungsfähigkeit hin, der für die langfristige Stabilität und Prosperität einer Gesellschaft kritisch sein kann. 

Eine solche Starrheit in der politischen Ausrichtung untergräbt die Problemlösungskompetenz der Partei und stellt ihre ethische Verantwortlichkeit in Frage, da sie weiterhin Modelle verfolgt, die nachweislich zu sozialer Ungleichheit und Umweltzerstörung führen.


Darüber hinaus spiegelt diese Unnachgiebigkeit möglicherweise eine mangelnde Reaktionsfähigkeit auf die sich ändernden Bedürfnisse und Werte der Gesellschaft wider, insbesondere in einer Zeit, in der Themen wie soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz immer mehr an Bedeutung gewinnen.


Letztlich könnte dies die politische Glaubwürdigkeit der Partei ernsthaft in Frage stellen und ihr Vertrauen bei den Wähler*innen untergraben, da sie als nicht mehr zeitgemäß oder effektiv in der Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen angesehen wird.

Das konsequente Festhalten der FDP, CDU und CSU an den Grundsätzen einer traditionellen neoliberalen Wirtschaftspolitik, welche die Prinzipien der Marktfreiheit und die Minimierung staatlicher Eingriffe hochhält, muss in Anbetracht der aktuellen globalen und gesellschaftlichen Herausforderungen kritisch hinterfragt werden.


Diese politische Ausrichtung, die oft kurzfristige ökonomische Vorteile über nachhaltige Entwicklungsziele stellt, könnte die langfristige Stabilität und ökologische Tragfähigkeit unserer Gesellschaft gefährden.


 Der Fokus dieser Parteien auf derartige Maßnahmen könnte ihre Kapazität signifikant begrenzen, umfassende Lösungen für drängende Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und ökonomische Integration effektiv zu benennen.


Weiterhin könnten ethische Bedenken entstehen, wenn politische Strategien erkennbar die Interessen spezifischer wirtschaftlicher Gruppierungen bevorzugen, was potenziell das Vertrauen in die moralische Integrität dieser Parteien untergraben kann.

Zudem besteht die Gefahr, dass diese Parteien angesichts eines sich rasch wandelnden gesellschaftlichen Wertesystems, in dem Klimawandel und soziale Gerechtigkeit zunehmend in den Vordergrund rücken, als zunehmend obsolet wahrgenommen werden könnten.


Schließlich könnte auch ihre politische Glaubwürdigkeit erschüttert werden, sollten ihre Politiken als überholt oder ineffizient im Umgang mit den gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen erachtet werden.  Es ist folglich unumgänglich, dass diese Parteien eine kritische Selbstreflexion ihrer wirtschaftspolitischen Ausrichtungen vornehmen und gegebenenfalls signifikante Anpassungen vornehmen, um sowohl den gegenwärtigen als auch zukünftigen ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen adäquat begegnen zu können.


 Nur durch eine solche Neuorientierung können sie sicherstellen, dass ihre politischen Ansätze sowohl ethisch vertretbar als auch praktisch wirksam bleiben.

Das Festhalten bestimmter politischer Parteien wie der FDP, CDU und CSU an überholten wirtschaftspolitischen Strategien, trotz vorhandener Evidenz für deren Ineffizienz, kann durch eine Vielzahl von Faktoren erklärt werden.


Diese Parteien, die traditionell eine starke Betonung auf Marktfreiheit und minimale staatliche Intervention legen, zeigen eine tiefe ideologische Verankerung, die Veränderungen in der Politikgestaltung erschwert.


Zusätzlich üben mächtige Interessengruppen und Branchenverbände, die von der Beibehaltung bestimmter neoliberaler Politiken profitieren, erheblichen Druck auf diese Parteien aus, um ihre Geschäftsinteressen zu schützen.


Politische Kalkulationen, bei denen die Furcht vor Stimmenverlusten dazu führt, dass Parteien wie die FDP, CDU und CSU an populären, aber möglicherweise unzweckmäßigen Politiken festhalten, spielen ebenfalls eine Rolle.

Oft mangelt es diesen Parteien auch an klaren Alternativen und visionären Konzepten, was das Entwickeln neuer, effektiver Politiken behindert. Die systemische Trägheit des politischen Systems, das langsam auf Veränderungen reagiert, verschärft dieses Problem weiter.


Die Risikoaversion und der sogenannte Status „Quo Bias“, also die Präferenz für den gegenwärtigen Zustand, sind insbesondere in unsicheren Zeiten populär und beeinflussen das Handeln dieser Parteien. Diese Faktoren zusammen können erklären, warum die FDP, CDU und CSU trotz klarer Notwendigkeit und vorhandenem Wissen um bessere Alternativen an veralteten wirtschaftspolitischen Strategien festhalten.


Die Überwindung dieser Barrieren erfordert ein Zusammenspiel aus internem Willen, externem Druck und günstigen politischen und gesellschaftlichen Umständen.

Die progressive Wirtschaftspolitik, wie sie von einigen Fraktionen im Deutschen Bundestag vertreten wird, zeichnet sich durch einen multidimensionalen Ansatz aus, der ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Innovation in den Vordergrund stellt.

Im Bereich der Umweltpolitik setzen diese Parteien auf eine ambitionierte Energiewende. Sie streben nicht nur eine signifikante Reduktion von CO2-Emissionen an, sondern forcieren auch den Ausbau erneuerbarer Energien als Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele. Dabei wird die Transformation zur Klimaneutralität als Chance begriffen, Deutschlands Position als Technologieführer in grünen Industrien zu stärken und neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen.


Ein zentrales Element dieser progressiven Agenda ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft. Dieses geht über bloße Ressourceneffizienz hinaus und zielt auf eine fundamentale Neugestaltung von Produktions- und Konsummustern ab, um Abfälle zu minimieren und den Rohstoffverbrauch zu optimieren.


In Bezug auf soziale Gerechtigkeit verfolgen diese Fraktionen einen nuancierten Ansatz zur Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft. Sie streben eine ausgewogenere Verteilung des Wohlstands an, ohne dabei die Prinzipien der Marktwirtschaft zu untergraben. Konkrete Maßnahmen umfassen die Bekämpfung von Lohnungleichheit, die Stärkung des Niedriglohnsektors und die Förderung von Arbeitnehmerrechten im Kontext der Digitalisierung.


Ein besonderer Fokus liegt auf Investitionen in Bildung und digitale Infrastruktur. Diese werden nicht nur als Mittel zur Schaffung von Arbeitsplätzen gesehen, sondern als essenzielle Voraussetzung für Deutschlands langfristige Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend digitalisierten globalen Wirtschaft.


Die progressive Wirtschaftspolitik stellt somit eine Abkehr von rein neoliberalen Ansätzen dar, indem sie ökonomische Effizienz mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen versucht. Sie zielt darauf ab, Deutschland als Vorreiter einer nachhaltigen, innovativen und sozial gerechten Wirtschaftsordnung zu positionieren.

Dabei werden die Herausforderungen der Globalisierung, des Klimawandels und des technologischen Umbruchs nicht als Bedrohungen, sondern als Chancen für eine umfassende wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation begriffen.


Das Streben nach Besitzstandswahrung verstärken diese Tendenzen bei den genannten Parteien zusätzlich.

Viele  Wähler*innen, insbesondere teilweise die ältere Generation, sind darauf bedacht, den Status quo zu bewahren und ihre Lebensstandards sowie Vermögenswerte zu schützen.

Progressive Reformen, die Umverteilungen oder strukturelle Veränderungen beinhalten, werden oft als Bedrohung für diese Besitzstände wahrgenommen. Dies führt zu Widerstand gegen Parteien, die tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Veränderungen anstreben.


Diese Faktoren kommen zu den bestehenden Herausforderungen für progressive Parteien hinzu, wie Kommunikationsprobleme, wirtschaftliche Unsicherheiten und der Einfluss konservativer Interessengruppen. Die politische Fragmentierung und die Zweifel an der wirtschaftlichen Kompetenz und Umsetzungsfähigkeit progressiver Politiken verstärken diese Schwierigkeiten weiter.


Progressive Parteien im Bundestag können durch gezielte Kommunikationsstrategien ihre   Wähler*innen überzeugen und greifbare Vorteile aufzeigen.


 Klare und verständliche Botschaften erleichtern fundierte Entscheidungen, indem sie die Vorteile der Politik deutlich machen. Kurzfristige Erfolge wie neue Arbeitsplätze durch Investitionen in erneuerbare Energien und verbesserte Infrastruktur schaffen Vertrauen.


Zielgruppenorientierte Ansprache bietet maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Die Nutzung digitaler Medien verbessert den Zugang zu Informationen und ermöglicht direkte Kommunikation mit politischen Vertretern, was Transparenz und Rechenschaftspflicht erhöht.


Förderung von Dialog und Partizipation ermöglicht den   Wähler*innen, aktiv an politischen Entscheidungen mitzuwirken und sich besser vertreten zu fühlen. Transparente Kommunikation stärkt das Vertrauen in die Politik durch offene Information über Problemlösungen.


Betonung wirtschaftlicher Vorteile nachhaltiger Politiken zeigt langfristige Stabilität und Sicherheit durch soziale Gerechtigkeit sowie wirtschaftliche Vorteile durch zukunftsfähige Industrien und Technologien.

Diese Strategien verdeutlichen, dass progressive Maßnahmen reale Verbesserungen bringen, die die Lebensqualität der   Wähler*innen erhöhen und ihre sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse adressieren.

 

 

Quellenverzeichnis:  

1.  Statistisches Bundesamt

2.  Wirtschaftsministerium Deutschland

3.  Bundesagentur für Arbeit

4.  OECD

5.  Institut der deutschen Wirtschaft

6.  Bundesministerium für Arbeit und Soziales

7.  Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

8.  Wirtschaftswoche

9.  Handelsblatt

10.  Roosevelt Institute

11.  Internationaler Währungsfonds (IWF)

12.  Springer-Verlag

13.  Jonathan D. Ostry, Prakash Loungani und Davide Furceri

14.  Cornia, G. A., Dabla-Norris, E., Kochhar, K., Suphaphiphat, N., Ricka, F., & Tsounta, E.

15.  Harvard Business Review

16.  Tesla Unternehmensbericht

17.  Corporate Social Responsibility (CSR): Porter, M. E., & Kramer, M. R. (2006). Strategy & Society: The Link Between Competitive Advantage and Corporate Social Responsibility. Harvard Business Review, 84(12), 78-92.

18.  Faire Arbeitsbedingungen: ILO - International Labour Organization

19.  Transparenz in den Lieferketten (Nike und H&M): Nike's Transparency Report und H&M Group Sustainability Report

20.  Stakeholder-Engagement: Freeman, R. E. (1984). Strategic Management: A Stakeholder Approach. Boston: Pitman.

21.  Neoliberale Wirtschaftspolitik und ihre Auswirkungen: Stiglitz, J. E. (2019). People, Power, and Profits: Progressive Capitalism for an Age of Discontent. W.W. Norton & Company.

22.  ESG-Kriterien: Sustainable Investing: Revolutions in Theory and Practice.

 23.  Klein, N. (2014). This Changes Everything: Capitalism vs. The Climate.

   - Diese Quelle beleuchtet die negativen Auswirkungen neoliberaler Wirtschaftspolitik auf die Umwelt und argumentiert, dass eine radikale Veränderung des Wirtschaftssystems notwendig ist, um die Klimakrise zu bewältigen.

 24.  Harvey, D. (2005). A Brief History of Neoliberalism.

   - David Harvey bietet eine umfassende Analyse der Entwicklung des Neoliberalismus und dessen sozialen und ökologischen Konsequenzen.

 25  Piketty, T. (2014). Capital in the Twenty-First Century.

   - Thomas Piketty untersucht die wachsende Einkommens- und Vermögensungleichheit, die durch neoliberale Politiken gefördert wird, und betont die Notwendigkeit von Reformen für soziale Gerechtigkeit.

 26.  Stiglitz, J. E. (2012). The Price of Inequality: How Today's Divided Society Endangers Our Future.

   - Joseph Stiglitz argumentiert, dass neoliberale Wirtschaftspolitik zu einer ungleichen Verteilung von Wohlstand führt und die langfristige Stabilität von Gesellschaften gefährdet.

 27.  Sachs, J. D. (2015). The Age of Sustainable Development.

   - Jeffrey Sachs diskutiert die Bedeutung nachhaltiger Entwicklung und kritisiert die Kurzsichtigkeit neoliberaler Wirtschaftspolitiken.

 28.  Rifkin, J. (2011). The Third Industrial Revolution: How Lateral Power Is Transforming Energy, the Economy, and the World.

   - Jeremy Rifkin beschreibt die notwendige Transformation hin zu nachhaltigen Wirtschaftsmodellen und kritisiert die bestehende neoliberale Ausrichtung.

 29.  Daly, H. E. (1996). Beyond Growth: The Economics of Sustainable Development.

   - Herman Daly bietet eine ökologische Perspektive auf Wirtschaftspolitik und betont die Grenzen des Wachstums im neoliberalen Paradigma.

 30.  Meadows, D. H., Randers, J., & Meadows, D. L. (2004). Limits to Growth: The 30-Year Update.

   - Diese Quelle analysiert die Grenzen des ökonomischen Wachstums und die Notwendigkeit, neoliberale Ansätze zu überdenken.

 31.  Fukuyama, F. (2018). Identity: The Demand for Dignity and the Politics of Resentment.

   - Francis Fukuyama untersucht die sozialen Spannungen und das wachsende Misstrauen gegenüber politischen Institutionen als Folge neoliberaler Politiken.

 32.  United Nations Environment Programme (UNEP) (2019). Global Environment Outlook – GEO-6: Healthy Planet, Healthy People.

    - Dieser Bericht der UNEP bietet umfassende Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse über die Umweltfolgen neoliberaler Wirtschaftspolitik.

 33.  Oxfam (2018). Reward Work, Not Wealth.

    - Oxfam kritisiert die Ungleichheit, die durch neoliberale Politiken gefördert wird, und fordert eine gerechtere Verteilung von Wohlstand und Ressourcen.

 34.  IPCC (2018). Global Warming of 1.5°C.

    - Der IPCC-Bericht unterstreicht die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel und die Unzulänglichkeit neoliberaler Ansätze zur Bewältigung dieser Herausforderung.

 35.  Schrecker, T., & Bambra, C. (2015). How Politics Makes Us Sick: Neoliberal Epidemics.

    - Diese Quelle analysiert die gesundheitlichen Auswirkungen neoliberaler Politiken und deren Beitrag zu sozialer Ungleichheit.

 36.  Standing, G. (2011). The Precariat: The New Dangerous Class.

    - Guy Standing beschreibt die Entstehung einer neuen Klasse von prekären Arbeitskräften durch neoliberale Arbeitsmarktpolitiken und die sozialen Folgen davon.

 37.  Brown, W. (2015). Undoing the Demos: Neoliberalism's Stealth Revolution.

    - Wendy Brown untersucht, wie neoliberale Politiken die demokratischen Institutionen und Werte untergraben.

Kurzfristige Gewinnorientierung und Druck durch Quartalsberichte:

 38.Eccles, R. G., & Serafeim, G. (2013). "The Performance Frontier: Innovating for a Sustainable Strategy." Harvard Business Review, 91(5), 50-60.

 39. Mangelndes Verständnis und Ausbildungslücken in Führungsetagen:

Epstein, M. J., & Buhovac, A. R. (2014). "Making Sustainability Work: Best Practices in Managing and Measuring Corporate Social, Environmental and Economic Impacts." Greenleaf Publishing.

 40. Kosten und Unsicherheiten bei der Implementierung nachhaltiger Maßnahmen:

Schaltegger, S., & Wagner, M. (2006). "Managing the Business Case for Sustainability: The Integration of Social, Environmental and Economic Performance." Greenleaf Publishing.

 41. Fehlende regulatorische Anreize:

Porter, M. E., & van der Linde, C. (1995). "Toward a New Conception of the Environment-Competitiveness Relationship." Journal of Economic Perspectives, 9(4), 97-118.

 42. Risikoaversion und Widerstand gegen Wandel:Schein, E. H. (2010). "Organizational Culture and Leadership." John Wiley & Sons.

 43. Wettbewerbsdruck und Investitionen in nachhaltige Technologien:

Hart, S. L., & Milstein, M. B. (2003). "Creating Sustainable Value." Academy of Management Executive, 17(2), 56-69.

 44. Rolle der Stakeholder bei der Adoption nachhaltiger Praktiken:

Freeman, R. E. (2010). "Strategic Management: A Stakeholder Approach." Cambridge University Press.

 45. Weiterbildung und Schulungen für Führungskräfte:

Benn, S., Dunphy, D., & Griffiths, A. (2014). "Organizational Change for Corporate Sustainability." Routledge.

 46.Transparenz und Berichterstattung über positive Auswirkungen nachhaltiger Praktiken: GRI (Global Reporting Initiative). (2016). "GRI Sustainability Reporting Standards."

 47. Risiken für Unternehmen bei Nichteinhaltung nachhaltiger Praktiken: Clark, G. L., Feiner, A., & Viehs, M. (2015). "From the Stockholder to the Stakeholder: How Sustainability Can Drive Financial Outperformance." University of Oxford and Arabesque Partners.

 48. Erhöhte Bewertung durch ESG-Kriterien:

Friede, G., Busch, T., & Bassen, A. (2015). "ESG and Financial Performance: Aggregated Evidence from More than 2000 Empirical Studies." Journal of Sustainable Finance & Investment, 5(4), 210-233.

 49. Integration ethischer und ökologischer Prinzipien in die Unternehmensführung:

Elkington, J. (1997). "Cannibals with Forks: The Triple Bottom Line of 21st Century Business." Capstone Publishing.

 50. Neoliberale Wirtschaftspolitik und deren Auswirkungen:

Harvey, D. (2007). "A Brief History of Neoliberalism." Oxford University Press.

 51 Kritische Überprüfung und Anpassung der Wirtschaftspolitik:

Stiglitz, J. E. (2010). "Freefall: America, Free Markets, and the Sinking of the World Economy." W. W. Norton & Company.

 52. Politische Parteien und neoliberale Wirtschaftspolitik:

Blyth, M. (2013). "Austerity: The History of a Dangerous Idea." Oxford University Press.

 53. Progressive Wirtschaftspolitik und ihre Prinzipien:

Jackson, T. (2017). "Prosperity without Growth: Foundations for the Economy of Tomorrow." Routledge.

54. Kommunikationsstrategien für progressive Parteien:

 Lakoff, G. (2004). "Don't Think of an Elephant!: Know Your Values and Frame the Debate." Chelsea Green Publishing.

55." Gewiss, dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen." - Zitat aus derPräambel der verfassung der Schweiz

 

 

 

 

 


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