Gründung und Ideologie der Terrororganisation Hamas
Die Hamas wurde 1987 während der Ersten Intifada als Ableger der Muslimbruderschaft gegründet. Mitbegründer waren Scheich Ahmed Yassin, Abdel Aziz al-Rantissi und Mahmoud Zahar. Die Ideologie der Terrororganisation verbindet palästinensischen Nationalismus mit islamischem Fundamentalismus und setzt sich für die Errichtung eines islamischen Staates auf dem Gebiet des „historischen Palästina“ ein.
Die Charta der Hamas, die 1988 veröffentlicht wurde, betont den Dschihad als Hauptmittel zur Erreichung dieses Ziels und lehnt jeglichen politischen Kompromiss mit Israel ab.
Frühe Aktivitäten und Entwicklung
Anfangs konzentrierte sich die Hamas auf soziale Dienstleistungen, einschließlich des Baus von Schulen, Krankenhäusern und Wohltätigkeitsorganisationen, was ihr erhebliche Unterstützung an der Basis einbrachte.
Sie betätigte sich jedoch schnell als Terrororganisation gegen Israel führte 1989 ihren ersten größeren Terroangriff gegen Israel durch, indem sie zwei israelische Soldaten entführte und tötete. Die Deportation von über 400 Hamas-Aktivisten nach Libanon im Jahr 1992 markierte einen Wendepunkt, da sie von der Hisbollah und den Iranischen Revolutionsgarden umfangreiche Ausbildung erhielten.
Politischer Aufstieg und Kontrolle des Gazastreifens
Im Jahr 2006 errang die Hamas einen überraschenden Sieg bei den palästinensischen Parlamentswahlen und sicherte sich 74 von 132 Sitzen. Dieser Sieg führte zu einer kurzlebigen Einheitsregierung mit der rivalisierenden palästinensischen Fraktion Fatah. Die eskalierenden Spannungen zwischen den beiden Gruppen führten jedoch 2007 zu einem gewaltsamen Konflikt, in dessen Verlauf die Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm.
Unterstützung durch Iran und Hisbollah
Die Hamas hat erhebliche Unterstützung von Iran und Hisbollah erhalten, sowohl finanziell als auch militärisch. Diese Unterstützung umfasste Ausbildung in fortgeschrittener Guerillakriegsführung, die Lieferung von Waffen und Raketen sowie Hilfe bei der Entwicklung lokaler Waffenproduktionskapazitäten. Die iranische Unterstützung war entscheidend dafür, die Hamas von einer relativ kleinen militanten Gruppe zu einer beeindruckenden militärischen Kraft mit erheblichen strategischen Fähigkeiten zu transformieren, einschließlich eines gut entwickelten Tunnelsystems und Cyberkriegseinheiten.
Die Hamas wird von Israel, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union als Terrororganisation betrachtet. Ihre terroristischen Aktionen und die daraus resultierenden israelischen Reaktionen prägen weiterhin die geopolitische Dynamik des Nahen Ostens und haben weitreichende Auswirkungen auf die regionale Stabilität und die internationalen Beziehungen.
Nicht mehr lebende Führungspersonen der Hamas – soweit öffentlich bekannt
1. Ahmed Jabari (verstorben): Früherer Kommandant der Qassam-Brigaden, 2012 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
2. Marwan Issa (verstorben): Ehemaliger stellvertretender Kommandant der Qassam-Brigaden, gestorben 2024 bei einem israelischen Luftangriff.
3. Abdel Aziz al-Rantisi (verstorben): Einer der führenden Köpfe der Hamas, 2004 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
4. Sheikh Ahmed Yassin (verstorben): Mitbegründer und spiritueller Führer der Hamas, 2004 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
5. Mahmoud al-Mabhouh (verstorben): Führendes Mitglied des militärischen Flügels der Hamas, 2010 in Dubai ermordet.
6. Salah Shehade (verstorben): Anführer der Qassam-Brigaden, 2002 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
7. Nizar Rayan (verstorben): Führender Hamas-Kommandant, 2009 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
8. Said Seyam (verstorben): Ehemaliger Innenminister der Hamas, 2009 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
9. Ismail Abu Shanab (verstorben): Führendes Mitglied der Hamas, 2003 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
10. Jamal Abu Samhadana (verstorben): Führendes Mitglied des militärischen Flügels der Hamas und Gründer der Volkswiderstandskomitees, 2006 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
11. Mohammed Deif (verstorben) : Leiter des militärischen Flügels Qassam-Brigaden, bekannt für die Planung zahlreicher Angriffe und das Überleben mehrerer Attentatsversuche. Wurde am 13. July bei Kan Yunis getötet
12. Ismail Haniyeh (verstorben): Oberster Führer der Hamas, gestorben bei einem Raketenangriff am 31. Juli 2024.
Quellen: DW, Wilson Center, BBC, Times of Israel
Lebende Führungspersonen der Terrororganisation Hamas (sofern bekannt lebend 07-2024):
Yehya Sinwar: Führer der Hamas im Gazastreifen seit 2017, bekannt für seine militärischen Fähigkeiten und brutale Führung. Er gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Angriff vom 7. Oktober 2023.
Khaled Mashaal: Ehemaliger Führer des politischen Büros, ansässig in Katar, zentrale Figur in den internationalen Beziehungen der Hamas.
Mahmoud al-Zahar: Senior-Führer und Gründungsmitglied, bekannt für seine harte Haltung gegenüber Israel und seine Rolle in der Politik der Hamas.
Mousa Abu Marzook: Stellvertretender Vorsitzender des politischen Büros, spielt eine wichtige Rolle in den internationalen Beziehungen und bei der Beschaffung von Finanzmitteln.
Hassan Yousef: Führer der Hamas im Westjordanland, derzeit in israelischer Haft,
Imad al-Alami: Führender politischer Akteur, stark in internationale Beziehungen involviert und bekannt für seine strategische Planung.
Rawhi Mushtaha: Mitglied des Hamas-Politbüros und einer der Führer in Gaza, bekannt für seine operative Rolle innerhalb der Organisation.
Izzat al-Rishq: Mitglied des politischen Büros der Hamas
Jamila Shanti: Gründerin des Frauenflügels der Hamas und ehemalige Kandidatin für den Palästinensischen Legislativrat,
Internationale Erkenntnisse und Bewertungen
Internationaler Strafgerichtshof (IStGH): Chefankläger Karim Khan hat Haftbefehle gegen führende Hamas-Mitglieder wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beantragt. Diese beinhalten Morde, Vernichtung und Geiselnahme seit Beginn des Gaza-Konflikts im Oktober 2023 (UNRIC).
Menschenrechtsverletzungen: Es gibt zahlreiche Berichte über geschlechtsspezifische und sexuelle Gewalt durch Hamas-Kämpfer während des Angriffs am 7. Oktober 2023. Diese Verbrechen werden von internationalen Gremien wie dem IStGH untersucht, und es wurden bereits Strafanzeigen in verschiedenen Ländern eingereicht, darunter auch Deutschland
Die Blutspur der Hamas – belegbare Terroranschläge der Hamas (unvollständige Übersicht als Beispiele)
13. April 1994, Afula: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einem Bus in die Luft, tötet 8 Menschen und verletzt 55.
19. Oktober 1994, Tel Aviv: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einem Bus, tötet 22 Menschen und verletzt 50.
25. Februar 1996, Jerusalem: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einem Bus, tötet 26 Menschen und verletzt 80.
1. Juni 2001, Tel Aviv: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einem Nachtclub, tötet 21 Menschen und verletzt 132.
9. März 2002, Jerusalem: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einem Café, tötet 11 Menschen und verletzt 54.
27. März 2002, Netanya: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich im Park Hotel während des Pessach-Festes, tötet 30 Menschen und verletzt 140.
1. Juni 2003, Jerusalem: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einem Bus, tötet 17 Menschen und verletzt 100.
27. Dezember 2008, Südisrael: Während der Operation Gegossenes Blei feuert die Hamas über 60 Raketen und Mörsergranaten ab.
21. August 2010, Hebron: Hamas-Kämpfer töten 4 israelische Zivilisten in einem Hinterhalt.
18. November 2014, Jerusalem: Zwei Männer greifen eine Synagoge mit Messern, Äxten und Schusswaffen an, töten 4 Rabbiner und einen Polizisten und verletzen 7 weitere.
8. Juni 2016, Tel Aviv: Zwei palästinensische Männer eröffnen das Feuer in einem Café, töten 4 Menschen und verletzen 16.
15. November 2018, Netiv HaAsara: Ein Hamas-Schütze tötet einen israelischen Soldaten.
Mai 2021, Israel: Während der Operation "Guardian of the Walls" wurden 13 Menschen durch Raketen- und Mörserfeuer getötet, darunter Hava Vaknin und Gershon Franko.
7. Oktober 2023, Israel: Hamas startet eine groß angelegte Offensive mit Raketenangriffen und Bodeneinheiten, tötet etwa 1.200 Menschen und verletzt Tausende. Diese Attacke gilt als die tödlichste seit der Gründung Israels.
Waffen und Waffensysteme der Hamas (Auszug)
1. Raketen und Raketenwerfer :
- Qassam-Raketen : Lokal hergestellt mit einer Reichweite von bis zu 10 km.
- Quds 101 Raketen : Ein weiteres lokal produziertes Modell mit einer Reichweite von etwa 16 km.
- M75 Raketen : Langstreckenraketen mit einer Reichweite von etwa 75 km, die zentrale Teile Israels erreichen können.
- Fajr-5 Raketen : Von Iran geliefert, mit einer Reichweite von bis zu 75 km.
2. Panzerabwehr- und Flugabwehrraketen :
- Kornet und Fagot : Panzerabwehrlenkwaffen, die aus dem Iran und anderen Verbündeten stammen.
- MANPADS : Schultergestützte Flugabwehrraketen, die es Hamas ermöglichen, Flugzeuge zu bedrohen.
3. Mörser und Sprengsätze :
- Verschiedene Arten von Mörsern und improvisierten Sprengsätzen (IEDs), die häufig lokal produziert werden.
4. Kleinwaffen :
- Beinhaltet Sturmgewehre, Maschinengewehre und Scharfschützengewehre, die aus verschiedenen Ländern stammen oder lokal produziert werden.
Belegbare Herkunft der Waffen:
- Iran : Ein Hauptlieferant von fortschrittlichen Raketen und militärischer Ausbildung. Irans Unterstützung ist entscheidend für das Waffenarsenal von Hamas und bietet sowohl Waffen als auch technisches Know-how.
- Syrien : Ein weiterer wichtiger Verbündeter, der den Waffentransfer erleichtert und logistische Unterstützung bietet.
- Sudan und Libyen : Früher als Transitpunkte für den Waffenschmuggel nach Gaza genutzt.
- Tunnel unter der Grenze zwischen Ägypten und Gaza : Ein ausgeklügeltes Tunnelsystem wurde historisch zum Schmuggeln von Waffen nach Gaza genutzt, obwohl die ägyptischen Bemühungen zur Schließung dieser Tunnel zugenommen haben.
Internationale Unterstützung für die Terrororganisation Hamas:
Hamas erhält direkte und indirekte Unterstützung von verschiedenen internationalen Akteuren, sowohl staatlichen als auch nichtstaatlichen:
Iran : Der bedeutendste Unterstützer, der finanzielle Hilfe, Waffen und Ausbildung bereitstellt. Die Revolutionsgarden Irans spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der militärischen Fähigkeiten von Hamas.
Hisbollah : Die libanesische Terrororganisation Hisbollah unterstützt Hamas durch Ausbildung und den Austausch von taktischem Wissen.
Türkei und Katar : Bieten politische Unterstützung und humanitäre Hilfe, die indirekt die Regierungsführung von Hamas im Gazastreifen stärken und ihnen ermöglichen, Ressourcen auf militärische Aktivitäten zu konzentrieren.
Quellen u.a. : PolitiFact, The Conversation, Deutsche Welle, BBC
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