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  • AutorenbildRichard Krauss

Rechtsextremismus in der Deutschen Justiz - Im Namen des Volkes?

Rechtsextreme Richter und Staatsanwälte in Deutschland sind ein wachsendes Problem. In Deutschland geraten zunehmend rechtsextreme Richter in den Fokus der Öffentlichkeit und der Justiz. Diese Fälle werfen ernsthafte Fragen zur Integrität und Neutralität des deutschen Rechtssystems auf. Jens Maier: Ein prominenter Fall Ein besonders aufsehenerregender Fall ist der von Jens Maier, einem ehemaligen AfD-Bundestagsabgeordneten.




Nach seiner politischen Tätigkeit kehrte Maier in den Richterdienst zurück. Aufgrund seiner rechtsextremen Äußerungen, wie der Forderung, die ZDF-Journalistin Marietta Slomka zu "entsorgen", leitete das sächsische Justizministerium ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein.


Maier wurde vorzeitig in den Ruhestand versetzt, doch ein weiteres Verfahren könnte seine vollständige Entfernung aus dem Dienst zur Folge haben, was den Verlust seiner Bezüge und Versorgungsansprüche bedeuten würde.


Schwierige Entfernung extremistisch gesinnter Juristen Thomas Seitz, ein weiterer ehemaliger Staatsanwalt und AfD-Politiker, fiel durch rassistische Äußerungen auf. Trotz klarer Verstöße gegen die Pflicht zur Verfassungstreue ist die Entfernung solcher Personen aus dem Justizdienst langwierig und schwierig.


Ein weiteres Beispiel in Sachsen zeigte, dass ein Referendar trotz einer Verurteilung wegen Landfriedensbruchs seine juristische Ausbildung abschließen konnte. Ein weiterer Fall wurde am Oberlandesgericht (OLG) Celle wurde bekannt, als durch eine Studie die rechtsextreme Vergangenheit eines Familienrichters aufgedeckt wurde.


Die politische Herkunft des Richters war dem OLG Celle zunächst unbekannt. Durch eine Anfrage im Rahmen einer Studie erfuhr das Gericht von seinen früheren rechtsextremen Aktivitäten. Der Gerichtssprecher Andreas Keppler erklärte gegenüber der taz, dass die Auswertung der Studie abgewartet werde, bevor Entscheidungen getroffen würden.


Der Richter sei im OLG nicht durch einschlägige Äußerungen aufgefallen, seine Urteile würden jedoch nun genauer überprüft​. Langjährige Aktivitäten in der rechtsextremen Szene Die Studie „Vom ‚Wächter am Tor‘ zum ‚einsamen Wolf‘“ der Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse politischer und religiöser Extremismen in Niedersachsen beleuchtete die rechtsextreme Vergangenheit des Richters. Bereits als Schüler und Student war er in rechtsextremen Organisationen aktiv und bemühte sich, im vorpolitischen Raum rechtsextreme Ressentiments zu etablieren.


Seine Aktivitäten in Netzwerken und Gruppen, die in Verfassungsschutzberichten erwähnt wurden, reichten über 15 Jahre hinweg. Er war unter anderem in der „Göttinger Runde“ und der „Hochschulgruppe Pommern“ aktiv und pflegte enge Verbindungen zur NPD und anderen rechtsextremen Organisationen​.


Die Justiz und die Politik diskutieren verschiedene Maßnahmen, um extremistische Tendenzen zu erkennen und zu bekämpfen. Ein Vorschlag ist die Einführung einer Regelanfrage beim Verfassungsschutz, um Bewerber für den Justizdienst frühzeitig auf extremistische Neigungen zu überprüfen.

Zudem bleibt die AfD unter verstärkter Beobachtung des Verfassungsschutzes, was eine genauere Überwachung von Parteimitgliedern, einschließlich derjenigen im Justizdienst, ermöglicht. Gesellschaftliche Reaktionen und Proteste Die Enthüllungen und Diskussionen führten zu zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus.


In Städten wie Hamburg und München fanden massive Proteste statt, die teilweise vorzeitig beendet werden mussten, weil zu viele Menschen daran teilnahmen. Dies zeigt das starke gesellschaftliche Engagement gegen rechtsextreme Tendenzen.

Verstärkte Maßnahmen der Sicherheitsbehörden Sicherheitsbehörden wie das Bundeskriminalamt und der Verfassungsschutz arbeiten intensiv daran, rechtsextreme Aktivitäten zu überwachen und zu unterbinden. Dazu gehören Maßnahmen gegen Hass und Hetze im Internet sowie Einreiseverbote für prominente Rechtsextremisten wie Martin Sellner. Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang betonte, dass nicht nur auf Gewaltbereitschaft, sondern auch auf verbale und mentale Grenzverschiebungen geachtet werden müsse.


Die Entfernung rechtsextremistischer Richter und Staatsanwälte aus dem Dienst stellt eine erhebliche juristische Herausforderung dar, da sie eine Vielzahl von rechtlichen und verfahrensrechtlichen Aspekten berücksichtigt.


Ein zentraler Punkt ist die Unabhängigkeit der Justiz, die vom Bundesverfassungsgericht (BVerfG) mehrfach betont wurde. In seiner Entscheidung vom 27. Februar 2018 (Az.: 2 BvR 2552/17) führte das Gericht aus, dass die richterliche Unabhängigkeit ein wesentlicher Bestandteil der Gewaltenteilung ist und einen Schutz vor unzulässigen Einflüssen, insbesondere politischer Art, bietet. Maßnahmen gegen Richter müssen daher sehr sorgfältig abgewogen und streng nach den gesetzlichen Vorgaben durchgeführt werden.


Die Verfahrensrechte und Disziplinarverfahren spielen eine zentrale Rolle bei der Beurteilung von Disziplinarmaßnahmen gegen Richter. Das Richterdienstgericht hat in mehreren Entscheidungen betont, dass Richter nur aufgrund gravierender Dienstvergehen oder Verhaltensweisen, die das Vertrauen in die unparteiische Rechtsprechung schwerwiegend erschüttern, aus dem Dienst entfernt werden können. Ein Beispiel hierfür ist die Entscheidung des Richterdienstgerichts des Landes Berlin vom 20. März 2019 (Az.: RDG 12/18), in der betont wurde, dass der Nachweis eines dienstschädlichen Verhaltens klar und eindeutig erbracht werden muss.


Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in seiner Rechtsprechung die Grenzen der Meinungsfreiheit für Richter und Staatsanwälte definiert. In einer Entscheidung vom 9. Dezember 2015 (Az.: RiZ(R) 4/14) stellte der BGH fest, dass die Meinungsfreiheit auch für Richter gilt, jedoch Einschränkungen unterliegt, wenn die geäußerten Meinungen das Vertrauen in die Neutralität und Unparteilichkeit der Justiz untergraben.


Das BVerfG hat in seinem Beschluss vom 6. Juli 2004 (Az.: 2 BvR 305/03) betont, dass die Beweislast für ein dienstschädliches Verhalten bei der Dienstbehörde liegt. Es muss nachgewiesen werden, dass die Ansichten eines Richters oder Staatsanwalts tatsächlich seine dienstlichen Pflichten beeinträchtigen. Schließlich müssen Einschränkungen durch die Grundrechte berücksichtigt werden.


Das BVerfG hat mehrfach die Grundrechte von Beamten, einschließlich Richtern und Staatsanwälten, geschützt. In seiner Entscheidung vom 30. Juni 2015 (Az.: 2 BvR 1282/11) wurde betont, dass jede Einschränkung dieser Grundrechte einer strengen Verhältnismäßigkeitsprüfung unterliegt. Insbesondere muss eine Abwägung zwischen dem Schutz der Meinungsfreiheit und der Sicherstellung einer unparteiischen Justiz erfolgen.


Quellen: Bundesamt für Verfassungsschutz, Correctiv, Deutschlandfunk, DW, Bundeszentrale für politische Bildung, taz, Bundesverfassungsrecht, Bundesgerichtshof


"Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland." Fritz Bauer


Fritz Bauer war eine prägende Figur der deutschen Justizgeschichte, deren Engagement und Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg von erheblicher Bedeutung sind. Geboren 1903 in Stuttgart, wuchs Bauer in einer jüdischen Familie auf und begann seine juristische Karriere in der Weimarer Republik. Bereits in jungen Jahren trat er der SPD bei und engagierte sich politisch. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Bauer verhaftet und in Konzentrationslagern inhaftiert, bevor ihm 1936 die Flucht nach Dänemark und später nach Schweden gelang.


Nach dem Krieg kehrte Bauer 1949 nach Deutschland zurück, wo er zunächst in Braunschweig und später als Generalstaatsanwalt in Hessen tätig war. In dieser Position leitete er die Frankfurter Auschwitz-Prozesse, die erstmals das volle Ausmaß der Shoah in der deutschen Öffentlichkeit bekannt machten. Bauer war maßgeblich an der Verhaftung von Adolf Eichmann beteiligt, indem er dem israelischen Geheimdienst Mossad Informationen über Eichmanns Aufenthaltsort in Argentinien zukommen ließ


Bauer sah die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen als unerlässlich für die Etablierung eines demokratischen Rechtssystems an. Trotz erheblichem Widerstand innerhalb des deutschen Justizsystems und persönlicher Bedrohungen blieb er seinem Ziel treu, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die deutsche Gesellschaft zur Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit zu bewegen. Sein Vermächtnis als Pionier der juristischen Aufarbeitung und moralisches Gewissen der Bundesrepublik Deutschland bleibt bis heute bedeutend .


Quellen: Fritz-Bauer-Institut, Oxford Academic


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